NEUSS-GREVENBROICHER-ZEITUNG
Schützen schieben sieben Großfackeln
Beste Bedingungen, tolle Stimmung: Schützen und Besucher genossen den Fackelzug am Samstag Abend. Das Besondere: Auch die Edelknaben bauten eine Großfackel.
Man merkt, dass die Wevelinghovener ihr Schüt- zenfest lieben: Beim Fackelzug am Samstag schien mindestens halb Wevelinghoven auf Bein gewesen sein. Das große Schützenzelt hätte abends gut und gerne noch eine halbe Nummer größer gewesen sein können, was der Schützenplatz jedoch nicht hergibt. Rund 3500 Besucher allein im Festzelt am Samstagabend, das ist eine beeindruckende Zahl. Ebenfalls positiv: Trotz der Enge und der Schwüle wurde friedlich, ganz ohne Zwischenfälle, gefeiert.
Punkt 12 Uhr war am Samstag das Schützenfest auf dem Rasen vor der Gebrüder-Grimm-Schule an der Oststraße von der Artillerie eingeböllert worden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte jedem Wevelinghovener klar geworden sein, dass das Fest beginnt. Peter Ohligs lenkte den laut knatternden Lanz Bulldog und was die wenigsten Zuschauer wissen dürften: „Die Kanone stammt aus Russland. Wir besitzen sie seit den 1970er Jahren“, erklärte Schießmeister Dieter Freitag. Und er wies auf ein Detail hin: „Die großen Reifen der Kanone bestehen aus Vollgummi.“ Auch bei der Kranzniederlegung gestern und beim Großen Zapfenstreich war das Schwarzpulver fressende Ungetüm im Einsatz. Der erste Höhepunkt am Samstag war der Fackelzug. Sieben Großfackeln – damit konnten die Wevelinghovener zufrieden sein. Sie freuten sich besonders darüber, dass die Edelknaben jetzt zum ersten Mal eine eigene Fackel hatte. Die jüngsten Schützen machten als Mutmacher mit. Ihr Slogan: „Ihr Schützen macht euch keine Sorgen, wir sind die Könige von morgen.“
Das Grenadiercorps war mit einer über fünf Meter langen und beleuchteten Rakete mit dabei. Zur Fackel gehörte auch eine kleine Landebahn. Das Scheibenschützen-Corps hatte eine Art Litfaßsäule gebaut. Ihre Werbebotschaft: „Hier ist Heimat.“ Ein aktuelles Thema steckt hinter der prächtigen Fackel der Schärpe Boschte: „Kein Wind, kein Strom, wir pusten schon“, heißt es da. Ein Schütze in XXL pustet und schon bewegt sich das ebenfalls beleuchtete Windrad. Alles schön und gut, aber am meisten Punkte vergab die Jury an die Fackel mit dem gigantischen, beleuchteten und beweglichen Dagobert Duck. Ob Euro-Zeichen oder Schatzkiste, hier stand das Geld im Mittelpunkt. Der Slogan: „Ohne Moos nix los.“ Geplant und gebaut worden war dieses Prachtexemplar vom Jägerzug Immerdurst. „Nie erwachsen“, lautete das Motto der Gröne Jonge. Noch vor Sonnenuntergang und noch bevor sich der Fackelzug in Bewegung setzte, war die Stimmung ausgelassen, und es hatten sich so viele Besuchern an den Straßenrändern entlang des Zugwegs eingefunden wie schon lange nicht mehr.
Alle, die unendlich viele Stunden Arbeit in den Fackelbau investiert hatten, waren erleichtert, dass keine einzige dunkle Regenwolke zu sehen war und auch die Wetter-App ver- sprach trockenes Wetter. Hendrik Bünnagel vom Jägerzug „Voll dabei“ erklärte die gute Stimmung so: „Es ist Schützenfest und deshalb sind wir alle so gut drauf.“ Auch Regen hätte die Stimmung nicht vermiesen können. Schützenkönig Ralf II. Rosenberger und seine Königin Gabi fühlen sich so richtig wohl. „Meine Königin war schon einige Male den Tränen nahe. Was sie besonders berührt hat war die Herzlichkeit, die uns entgegengebracht wurden, vor allem während der Kutschfahrt“, sagte der König.
Ebenfalls beeindruckend: „Das Regiment ist in diesem Jahr 967 Schützen stark“, erklärte Präsident Marcus Odenthal. Zum ersten Mal marschierten die beiden Grenadierzüge „Blau am Brett“ und „Aus allen Ecken“ mit. Der Gottesdienst gestern Vormittag hätte schon besser besucht sein können. Der Grund dürfte nicht mangelnder Glaube, sondern schlicht und einfach Schlafmangel gewesen sein.
Pepe Zechin wurden gestern Mittag zum Edelknabenkönig gekrönt. Geehrt wurden die Pfänderschützen der Edelknaben Jaron Klee (Kopf ), Jakob Lamar (Rechter Flügel), Sebastian Bayer „Linker Flügel“ und Malte Rosenberger, Sohn des Schützenkönigspaares – er hatte den Schweif abgeschossen. Als Sieger der Jungschützen wurde Noah Nolden geehrt. Am heutigen Montag werden Ralf II. Rosenberger die Abschiedsrede und Regimentsoberst Peter Schrörs die Schlussrede halten. Um 11.30 Uhr beginnt der Frühschoppen im Festzelt, um 17.15 Uhr treten die Schützen am Rathaus zum Festzug an. Kronprinz Nikolai Dohlen steht bereits in den Startlöchern. Im Juni war er der einzige Bewerber für das Amt des Schützenkönigs gewesen. Er wird am Dienstag Abend gekrönt.
Im nächsten Jahr wird in Wevelinghoven ein ganz besonderes Schützenfest gefeiert. Der Bürger- Schützen-Verein wird dann 100 Jahre alt. Auf Trauer über das zu Ende gehende Schützenfest dürfte schon bald Vorfreude auf 2024 folgen. Übrigens: Der Festplatz war wieder sehr üppig bestückt mit Buden und kleinen sowie großen Fahreschäften wie Autoscooter oder Breakdance. Für Wevelinghoven ist das normal, für viele andere Schützenfeste in der Region ein unerfüllbarer Wunschtraum.
Quelle: Neuß-Grevenbroicher-Zeitung (RUDOLF BARNHOLT) vom 24.08.2023 I FOTOS: G. SALZBURG