Neuß-Grevenbroicher-Zeitung
Schützen-Fest am Frühstückstisch
Wevelinghovener feiern trotz ausgefallener Kirmes
Die Wevelinghovener Schützen verwandelten den Marktplatz am Samstag in ein großes Café. Mittendrin im Geschehen: das Königspaar Stefan und Ursel Fücker, das an einer festlich gedeckten Tafel Platz nahm.
Eine Pop-up-Kirmes am Wochenende und eine rund 200 Meter lange Frühstückstafel am Samstag trösteten die mehr als 900 Wevelinghovener Schützen darüber hinweg, dass ihr Schützenfest jetzt zum zweiten Mal in Folge ausfallen musste. Bei strahlend schönem Wetter genossen sie die Ersatzveranstaltung in vollen Zügen – endlich sah man sich wieder, konnte ein Bierchen miteinander trinken. Die Jury, die die besten Frühstückstische auszuwählen hatte, war nicht zu beneiden. Viele Züge hatten sich große Mühe gegeben mit der Gestaltung. Deshalb kamen drei Züge auf Platz eins, nämlich die „Stiefe Jonge“, „Volltreffer“ und „Waldeslust“. Zur Belohnung gab es jeweils ein Zehnliter-Fass Bier.
Präsident Günter Piel freute sich, dass alles rund lief. Sein Stellvertreter und designierter Nachfolger Marcus Odenthal hatte ihm viel Arbeit abgenommen, ebenso Schriftführer Nicolai Dohlen. Was dem Präsidenten aufgefallen war: „Die Schützen sind in diesem Jahr nicht so enttäuscht wie vor zwölf Monaten.“ Dazu trügen sicher auch die Katastrophen bei, die sich in jüngster Zeit auf dieser Welt ereignet hätten beziehungsweise immer noch bestünden.
Das Königspaar Stefan und Ursel Fücker strahlten am Samstag Vormittag mit der Sonne um die Wette: „Ich warte zur Not noch zehn Jahre, bis wir endlich wieder Schützenfest feiern können“, sagte der 57-Jährige. In den Geschäften werde er längst mit „Majestät“ begrüßt. Auf dem festlich gedeckten Tisch, an dem er uns seine Königin saßen, stand unter anderem ein imposanter Kerzenleuchter. Eine Augenweide: Der toll dekorierte Tisch von Frauen, die das Schützenfest lieben. Hannah Driesen, die schräg gegenüber auf der Oststraße wohnt, ist hier die treibende Kraft. „Vorglühwürmchen“ nennt sich die muntere Truppe, die es zu Feiern versteht.
Francis Bilhard, König des Jägerkorps, bereitete auf einem kleinen Herd eigenhändig Rühreier zu. Regimentsoberst Peter Schroers saß an einem Frühstückstisch, über dessen Gestaltung er lästerte: „Wenn es einen letzten Platz gäbe, hätte dieser Tisch ihn verdient.“ Schmecken tat’s trotzdem. Die Pop-up-Kirmes öffnete etwas eher als geplant – und noch bevor die frisch überarbeitete Kanone der Artillerie unüberhörbar auf die Kirmes aufmerksam machte.
Gottfried Lammertz war’s nur recht. Er stand in diesem Jahr nach Hackenbroich und Orken zum dritten Mal auf einem Festplatz, war jetzt mit dem Absatz an seinem Imbissstand zufrieden: „Am besten laufen Krakauer und Bratwurst.“ Kinder freuten sich aufs Entenangeln und auf eine oder mehrere Runden auf dem kleinen Karussell. Für einen Hauch von Schützenfest sorgten auch der Feldgottesdienst am Sonntag und die Kranzniederlegung. Bereits am Samstag hatte vor dem Seniorenheim ein Platzkonzert die alten Menschen erfreut.
Quelle: Neuß-Grevenbroicher-Zeitung (Rudolf Barnholt) vom 23.08.2021 I FOTO: Dieter Staniek/stan