Neuss Grevenbroicher Zeitung
Mit Fackelzug und XXL-Festzug – so feiert Wevelinghoven das Jubiläums-Schützenfest
Am Sonntag hat es den wohl größten Festzug aller Zeiten in Wevelinghoven gegeben: Der BSV feiert sein Jubiläum mit Gast-Abordnungen aus der ganzen Stadt. Am Samstagabend hatten die Schützen das Publikum mit elf Großfackeln begeistert.
100 Jahre Bürgerschützen in der Gartenstadt: Das Jubiläum feiern die Wevelinghovener seit dem Wochenende mit einem Fest, das einige Nummern größer ausfällt als sonst. Besonders deutlich wurde das beim Festzug am Sonntagnachmittag. Wie BSV-Präsident Marcus Odenthal vor Beginn sagte, zählt das Wevelinghovener Regiment 963 Schützen. Dazu sollten 300 Gäste aus allen Schützenvereinen im Stadtgebiet und Musiker kommen. „Ich gehe davon aus, dass rund 2000 Menschen ziehen werden – mehr denn je“, sagte Odenthal. Mit der Zahl dürften die Jubiläumsschützen einen Rekord in der Gartenstadt geknackt haben. Die Stimmung: bestens. Auch beim Königspaar Nikolai und Nadine Dohlen, zu deren Ehren es am Sonntag die große Parade vor dem alten Rathaus gab.
Für die Dohlens war das ein emotionaler Moment, der Höhepunkt ihrer Regentschaft. Nikolai Dohlen, der dem Jägerzug „Die Jägermeister“ angehört, hatte noch am Vormittag beim Frühschoppen im Festzelt erzählt, dass er sich auf den Sonntagnachmittag am meisten freut. „Das ist ein Höhepunkt. Darüber hinaus kann ich sagen: Es war ein tolles Jahr, die Menschen haben uns unglaublich viel Herzlichkeit entgegengebracht.“ Dohlen ist seit 29 Jahren Mitglied des BSV, seit 24 Jahren gehört er auch dem Vorstand an. „Ich habe schon viele Könige begleitet. Aber wenn man es selbst erlebt, ist es noch einmal etwas ganz anderes. Ich kann nur dafür werben.“
Der König freut sich vor allem über den Nachwuchs in den Reihen der Schützen: darüber, dass sich die Edelknaben in Wevelinghoven eines regen Zuspruchs erfreuen. Die Zahl der Mädchen und Jungen, die dort mitmachen, steuert auf die 60 zu. Und auch der Kinderzug am Freitag vor der Kirmeseröffnung (sozusagen ein inoffizieller Startschuss fürs Fest) war ein Erfolg. Wie Mit-Organisator Ralf Rosenberger berichtete, sind 172 Kinder mitmarschiert – deutlich mehr als im Vorfeld erwartet.
Der Nachwuchs soll weiterhin gefördert werden, auch im Dorf allgemein. Nikolai und Nadine Dohlen haben das Jubiläums-Fest genutzt, um für ein Projekt zu werben, das ihnen persönlich am Herzen liegt: Es geht um die Ertüchtigung des Abenteuerspielplatzes am Heyerweg, für die die Regenten bereits circa 6000 Euro gesammelt haben. Sie wollen weiterhin zu Spenden aufrufen.
Zum Start ins Jubiläums-Schützenfest haben die Wevelinghovener aber erst einmal gefeiert. Wie BSV-Vize Georg Staniek sagte, wurde nach dem Fackelzug am Samstagabend im Festzelt tüchtig zur Musik der Band „high-five“ getanzt, und das bis tief in die Nacht. Auch die Kirmes sei gut angelaufen. Einen ersten Höhepunkt fanden die Jubiläums-Feierlichkeiten am Samstagabend aber im Fackelzug – trotz des später einsetzenden Regens. Tausende Zuschauer verfolgten das Spektakel und ließen sich von Regentropfen nicht beirren.
Oberst Peter Schrörs hatte sich für den Fackelzug im Jubiläumsjahr eine zweistellige Zahl an leuchtenden Kunstwerken gewünscht. Dieser Wunsch sollte in Erfüllung gehen: Die Schützen haben elf Großfackeln an den Start gebracht. Die Fackelbauer hatten sich dafür einiges einfallen lassen – und sich auch die eine oder andere Spitze erlaubt.
So war auf einer der Fackeln der ironisch gemeinte Schriftzug „Danke Grevenbroich“ zu lesen – in Anspielung darauf, dass der Schausteller, der eigentlich sein Riesenrad auf dem Kirmesplatz in Wevelinghoven aufbauen wollte, nun zwei Wochen später in der Stadtmitte steht. „Seit 100 Jahren foppen wir uns gegenseitig“, sagte Nanco Kakovski. Auf der Fackel des Jägerkorps und des Bürgerschützenvereins drehte sich deshalb ein kleines Riesenrad.
Schon von Weitem fiel die Großfackel des Jägerzugs „Waldeslust“ ins Auge. „75 Jahre bunte Vielfalt“, lautete das Motto. Ein 6,50 Meter langes und knapp vier Meter hohes Chamäleon leuchtete in allen Regenbogenfarben. Die Jubiläumsschützen erinnerten sich an Mitstreiter wie Otto Schumacher, der als letztes Gründungsmitglied vor fünf Jahren verstorben war. Helmut Ahrweiler sagte: „Der Jägerzug ,Waldeslust‘ hat in den vergangenen 25 Jahren zehn Großfackeln gebaut. Das ist nicht zuletzt deshalb möglich, weil der Jubiläumszug es geschafft hat, junge Leute für sich zu begeistern, auch Nachfahren von Otto Schumacher wie René Schumacher sind mit von der Partie.“
Eine Fackel mit Umweltbezug zogen die Jungs von „Viva la Wevi“ durch den Stadtteil. Der Slogan, passend zu dem riesigen beleuchteten Pinguin lautete: „Kiffen darf ich munter, doch der Pinguin geht unter.“ Dass „Viva la Wevi“ eine Großfackel gebaut hat, ist nicht selbstverständlich, handelt es sich doch um einen Zug, der zum ersten Mal mitmarschiert – die Mitglieder sind zwischen 17 und 19 Jahre jung.
Noch jünger sind nur die Edelknaben. Sie waren an der Großfackel des Grenadierkorps beteiligt, hatten die zwei Türme gestaltet, das heißt im Wesentlichen bemalt. Geprägt wird die Fackel durch einen Schützen im XXL-Format, der natürlich auch leuchtete. Das Motto: „100 Jahre zogen bereits ins Land, die Zukunft liegt in uns‘rer Hand.“
Zusammen ist man stark. Das dachten sich wohl auch die „Widekover Jonge“ und „Germania“. Sie bauten gemeinsam eine Großfackel. Hauptdarsteller ist Pumuckl, der sich sehr zu freuen scheint, dass in Wevelinghoven seit 100 Jahren Schützenfest gefeiert wird. Der Jägerzug „Immerdurst“ stellte derweil eine bekannte Filmfigur in den Vordergrund. Das Credo der Mitglieder: „Fackelbauer – Minionpower“. Zu den leuchtenden und beweglichen Teilen gehörte eine große Sektflasche. Fackelbauer Sebastian Kamitz traute der Fackel einiges zu – auch, dass sie den Regen übersteht.
Quelle: Neuss Grevenbroicher Zeitung (von Rudolf Barnholt und Christian Kandzorra) vom 19.08.2024 I Foto: Dieter Staniek/Stan