NEUSS-GREVENBROICHER-ZEITUNG
König und Ex-Majestät „erradeln“ die frühere innerdeutsche Grenze
Ralf Rosenberger und Herbert Schumacher haben sich auf den Weg gemacht. Verbunden ist die Tour mit einer großen Spendenaktion. Zu wessen Gunsten die beiden in die Pedalen treten und was sie unterwegs erleben.
Der amtierende Wevelinghovener Schützenkönig Ralf Rosenberger und Herbert Schumacher, einer seiner Vorgänger, haben sich jetzt auf eine rund 1000 Kilometer lange Radtour begeben: Gemeinsam wollen sie innerhalb von neun Tagen die frühere innerdeutsche Grenze zwischen dem bayerischen Hof und Travemünde an der Ostsee „erradeln“. Und das für den guten Zweck. Die Tour nehmen die beiden Schützen zum Anlass, um auf eine von ihnen initiierte Spendenaktion für die Kinderkrebsklinik Düsseldorf und ein Kinderhospiz in Wuppertal aufmerksam zu machen. Rosenberger hatte sich vorgenommen, in seiner Amtszeit etwas Karitatives zu machen, und dafür schnell auch Schumacher gewinnen können. Die Überschrift, unter der die Radtour steht, lautet „Mission Windschatten“.
Los ging’s am Donnerstag mit der ersten Etappe, die die beiden von Hof bis in den 94 Kilometer weiter westlich liegenden Ort Hüttensteinach führte. „Der erste Abschnitt war für uns tatsächlich eine ,Grenzerfahrung’“, sagt Ralf Rosenberger, ein wenig geschafft vom ersten Tour-Tag. Denn die Radler haben etliche Höhenmeter zurückgelegt, unterwegs Straßen mit einer Steigung von bis zu 13 Prozent bewältigt. „Das ist kräftezehrend“, sagt Rosenberger. Vier Kilometer haben die Schützen auf einem früheren Kolonnenweg der DDR-Grenztruppen zurückgelegt, eine „holprige Piste“, berichtet Rosenberger, der sich selbst für Geschichte interessiert. Bedrückend: Unterwegs kommen die Wevelinghovener immer wieder an Schildern vorbei, die auf erschossene Flüchtlinge hinweisen.
Das führt ihnen stets vor Augen, wo sie sich eigentlich befinden – und dass sie sich auch auf die Spuren eines dunklen Kapitels der deutsch-deutschen Geschichte begeben. Auch das ist etwas, worauf Rosenberger und Schumacher aufmerksam machen wollen: dass Frieden und Freiheit eben nicht selbstverständlich sind. Unabhängig davon berichtet Rosenberger von einer ansehnlichen Landschaft. Die einstige Grenze ist heute als Grünes Band bekannt, es handelt sich um den größten Biotopverbund Deutschlands. Mit einigen Gebirgsabschnitten. „Man hat eine tolle Sicht in die Ferne, ins Frankenland – manchmal bis zu 40 Kilometer weit.“
Unterwegs machen die beiden Werbung für die Spendenaktion, die laut Rosenberger sehr gut angelaufen ist. Sechs der neun Tour-Etappen hätten Schützenzüge oder Unternehmen „erspendet“. „Das freut mich sehr“, sagt der 56-Jährige. Wie viel Geld am Ende zusammengekommen ist, will er am 29. Juli beim Biwak der Grenadiere bekannt geben. Dann soll auch ein Rucksack gefüllt mit regionalen Spezialitäten versteigert werden, den Rosenberger und Schumacher unterwegs befüllen. Am 14. Juli wollen sie sich von der Ostsee aus auf den Heimweg begeben – dann aber mit der Bahn.
Infos: missionwindschatten@web.de
Quelle: Neuß-Grevenbroicher-Zeitung (NGZ) vom 08.07.2023 I FOTO: Rosenberger