O-Ton

Die kleine Geschichte zu einem Schützen- und Heimatlied

von Theo Hoer

Gerne folge ich der Einladung und Anregung des Bürger-Schützen-Vereins Wevelinghoven 1924 e. V. über ein Stück Vereinsgeschichte aus der Zeit, um die Jahrtausendwende zu erzählen. Was liegt näher, als über ein Ereignis zu erzählen, an dessen Gestaltung man selbst aktiv beteiligt war.

O-Ton von der CD des "MGV Cäcilia Wevelinghoven 1847 e.V." aus dem Jahr 2002

Das Wevelinghovener Schützen- und Heimatlied

Am späten Abend des 6. Juli 2000 setzte ich einen Punkt hinter den abgeschlossenen Text der drei Strophen, die wir seitdem als unser Schützen- und Heimatlied singen. Mehrere Jahre haben wir bereits experimentiert, den Text von Ludwig Sinner „Lob auf Wevelinghoven“ mit der Melodie des Haydn-Quartetts verbunden. Die Länge des Textes in Verbindung mit der Melodie unserer Nationalhymne trafen nicht unsere eigenen Erwartungen an ein eingängiges und frisches Schützenlied.

Bei der Eröffnung des Schützenzimmers 1983 auf der Poststraße unterhalte ich mich mit August Hauser und dem NGZ Redakteur Gunter Klau, welche freundschaftlich zu einem neuen Anlauf ermuntern. Vor allem wollten wir der Nationalhymne ihren herausragenden Rang lassen, wir hören sie ja beim Zapfenstreich und singen sie zum Beispiel am Schützenfestmontag nach der Entlassung des Regiments durch den Oberst. Nach dem Montagsfestzug und dem Fahnenausmarsch spielte die Musikkapelle von Frohsinn - Norf traditionell im Zelt zum Dämmerschoppen auf. Engagiert war Frohsinn- Norf bis 20 Uhr, dann war nach einigen Zugaben das offizielle Programm für diesen Tag beendet. Lange Jahre hindurch kümmerten sich anschließend Oberst Rudi Gehlen und sein Adjutant Roman Strek mit Peter Füßer um das inoffizielle Musikprogramm, nun allerdings nicht im Hauptzelt, sondern vorwiegend im Thekenzelt. Bestens unterstützt wurde dies neben feierfreudigen Mitgliedern der Musikkapelle Frohsinn-Norf von unseren heimischen Musikanten, dem Fanfarencorps Wevelinghoven und dem Tambourcorps „Frisch voran“ Wevelinghoven und wenn es was zu singen gab, waren die Schützen von „Cäcilia“ tonangebend.

Dabei kam es in Anlehnung an das Grimlinghausener Heimatlied zu der Marschmelodie „Goldene Trompeten“ unter musikalischer Aufsicht von Oberst Manfred Moll immer wieder zu Versuchen, wenigstens eine erste Strophe mit Wevelinghovener Bezug zu „erdichten“. Das kam in jahrelanger Kleinarbeit noch nicht einmal über eine erste Zeile hinaus und mangels Text verschwand auch der durchaus eingängige musikalische Ansatz aus dem Blickfeld. Ein Festkommers meiner Studentenverbindung Ripuaria in Aachen brachte mich zu der Überlegung, den Text von Ludwig Sinner mit der Melodie des Volks- und Studentenliedes „Heidelberg du Jugendbronnen“ zu verbinden. Die Aachener sangen dazu ihr Lied „Aachen freier Musensöhne - altersgraue treue Wacht“ und Horst Buchholz stellte treffsicher fest, dass es sich um das Lied „Pfeifer lass die Rösslein traben“ handeln muss. Somit hatten wir zum „Lob auf Wevelinghoven“ eine schwungvolle Melodie und haben das auch einige Zeit so gesungen oder besser gesagt vorgesungen. Der Text setzte sich nicht so recht in den Köpfen fest, war wohl auch für den Anlass zu lang. Der Respekt vor dem Verfasser hinderte uns daran, eine Veränderung oder Kürzung vorzunehmen.

Ludwig Sinner stammte aus Almersbach im Westerwald, wohnte auf der Poststraße und leitete die Wevelinghovener Ortskrankenkasse. Er galt als guter Gesellschafter und schrieb zu festlichen Anlässen Verse, so zum Beispiel auch zur Einweihung des Rathauses 1909. Mit Sinners „Lob auf Wevelinghoven“ schließt Hauptlehrer Hermann Baumanns seine 1963 erschienene Chronik der Stadt Wevelinghoven ab. Über das Jahr der Entstehung dieses Wevelinghovener Liedes von Sinner habe ich keinen Hinweis gefunden, das Versmaß der Nationalhymne und die erkennbare textliche Anlehnung an das Deutschlandlied könnten ein Hinweis auf die Entstehung ab 1918 sein. Das Jubiläumsjahr 1999 konnten wir im Bürger-Schützen-Verein wunderbar feiern. Ehrenpräsident Hilmar Krüll hatte sein viel beachtetes Buch „Wevelinghoven- Stadt und Verein im Wandel der Zeit“ fertig gestellt. Wir feierten einen unvergesslichen Festabend im herrlich geschmückten Zelt mit der Big-Band der Bundeswehr, mit Roland Kaiser und der bezaubernden Sängerin Anna Mwale.

Das für 1999 fest geplante Schützenlied war allerdings immer noch nicht fertig. Wieder vergingen Abende und Nächte mit dem Versuch, der Sache textliche und melodische Gestalt zu geben. Jetzt wurde es Zeit, sich der Angelegenheit ernsthaft anzunehmen. Vielleicht half die Stimmung des Sommers 2000 mit. Ich legte die Elemente fest: Bild der Stadt, Schützenfest, Ermunterung und Versprechen. Ludwig Sinner mag mir über die Schulter geschaut haben und sein „Lob auf Wevelinghoven“ ist bewusst mit drin, deutlich in der dritten Strophe. Im Hinterkopf war eine rheinische Melodie in Anlehnung an das Lied, welches Hubert Kronenberg und Dr. Helmut Hauser als „Kromer Jonge“ einige Jahre zuvor beim Corps Karneval den Scheibenschützen vorgetragen hatten. Daraus habe ich meinen Strophen den Refrain „Hoch lebe die Gartenstadt“ hinzugefügt, den wir schon oft in froher Schützenrunde gesungen haben. Was lag näher, als diesen schon bekannten Refrain zu übernehmen? Auf dem „Böse Buben“ Ball 2001 gaben die Scheibenschützen dazu ihr Einverständnis.

Jetzt ging es darum, das Lied auf den Weg zu bringen, es auch mal „vorzusingen“. Mit Horst Buchholz vom Männergesangverein Cäcilia wurden die ersten „Singstunden“ abgehalten. Er zog Leonhard Meurer hinzu, dem es als Musiker gelang, unsere noch unprofessionelle Uraufführung mit musikalischem Gespür abtasten und in Noten zu gießen. Damit hatte „Cäcilia“ die erforderlichen Grundlagen und verhalf den ersten öffentlichen Präsentationen, so zum Beispiel beim Oberstehrenabend 2001, zur Aufmerksamkeit der Schützen und Gäste. Der Refrain war sofort in den Köpfen, der Text kam zügig nach, unterstützt von einer Fassung im Kartenformat, welche Jägermajor Rainer Schumacher umgehend hergestellt und in Umlauf gebracht hatte. Später stimmten sich die Musiker bei den Abendveranstaltungen auf die Melodie ein und beim musikalischen Frühschoppen mit Frohsinn - Norf in der Gaststätte Erftruhe konnte man 2010 feststellen, dass eine Ausfertigung für Blasmusik entstanden sein muss.

Den Fluss, die Stadt, die Landschaft und die Schützen wollte ich mit dem Lied fassen.

Im Juni 2010 habe ich den Vorstand und die Presse eingeladen zur Übergabe meiner Unterlagen und eines Manuskripts in Originalhandschrift an den damaligen Präsidenten Rudolf Broens für das Vereinsarchiv. Nichts wird ewig halten, aber aktuell ist es schön, wenn uns ein gemeinsames Lied verbindet, bei offiziellen Anlässen im Programm, inoffiziell beim Gartenfest mit der Nachbarschaft oder beim Zugschießen gesungen wird. Mir war es ein Vergnügen, auch in diesem Sinne etwas zu Schützen- und Heimatleben unserer Gartenstadt Wevelinghoven beitragen zu können und es ist mir ein Vergnügen, wenn unser Lied angestimmt wird.

In diesem Sinne widme ich die drei Strophen des Liedes meinem Bürger-Schützen-Verein Wevelinghoven, allen Schützen mit ihren Familien und Freunden und allen Bürgerinnen und Bürgern unserer Heimatstadt Wevelinghoven!

In treuer Verbundenheit

Theo Hoer
Vizepräsident 1982-2007
Bürgermeister 1999-2004
Vorsitz Verein Historisches Wevelinghoven e. V. 2005-2023

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