Geschichten aus dem Archiv des Bürger-Schützen-Vereins Wevelinghoven

Archivgeschichten

Das Winterfest

Nur ein kurzes Intermezzo

Als sich im Jahre 1949 erstmalig der wieder gegründete Schützenverein präsentierte, wurde ein Problem ganz offensichtlich: Neben der sehr angespannten finanziellen Situation waren durch den furchtbaren Krieg viele Schützenbrüder gefallen oder aber der Uniform und des Schießens überdrüssig. Um dem jungen Verein das Überleben zu sichern, musste sich der Vorstand also etwas einfallen lassen, damit das Interesse am aktiven Mitmachen wieder wuchs.

Nach eingehenden Diskussionen und Planungen entschied sich der Vorstand um den jungen Präsidenten Jakob Esser, im Winter regelmäßig ein gemütliches Beisammensein aller Mitglieder zu organisieren. Es sollte eine Mischung aus Ball, Verlosung und humoristischen Vorträgen werden. Das Winterfest war geboren. Man ging von folgenden Überlegungen aus:

1. Aufgrund der allgemeinen Nachkriegsnotlage der hiesigen Bevölkerung wurde diese Jahreszeit gewählt. Eine große Verlosung von sowohl Nützlichem (Seife, Fleischwaren, Zucker) als auch Luxuriösem (Spirituosen, Süßigkeiten) sollte das Interesse der Mitglieder wecken, denn nur diese waren zum Fest mit ihrem Partner eingeladen.

2. Man nutzte das Bedürfnis der Bevölkerung nach Zerstreuung, welches nach dem verheerenden Kriege besonders groß war. Deshalb sollte eine bekannte Kapelle den Ball begleiten. Für die Pausen waren humoristische Beiträge, wie Büttenreden o. ä. geplant.

3. Man lud ausschließlich Mitglieder bei freiem Eintritt ein; zum einen waren die örtlichen Platzangebote für diese Veranstaltung recht begrenzt, zum anderen sollten andere Interessenten zum Eintritt in den Verein bewogen werden.

Alle Vorstandsmitglieder waren aufgerufen, bei der Austragung des Festes aktiv mitzuwirken, sei es Preise für die Verlosung bei den örtlich ansässigen Firmen zu erfragen oder weitere organisatorische Aufgaben, wie etwa Losverkauf, zu übernehmen. Der Aufwand war bemerkenswert: Für das erste Winterfest, das am 25. Januar 1953 im Saale Schnorrenberg stattfand, waren 3000 Lose für je 20 Pfennig verkauft worden; 215 hochwertige Preise kamen zur Verlosung. Als Musikkapelle spielte die damals regional bekannte Musikkapelle Jansen aus Mühlrath mit 9 Musikern auf.

Die Rechnung des Vorstandes ging auf; nach Abzug aller Kosten konnte der Verein einen beträchtlichen Gewinn von 411,50 DM verbuchen! „Dieser Reingewinn ist absprachegemäß auf die einzelnen Corps bzw. Züge nach Kopfzahl umzulegen und an dieselben auszuzahlen, zur Verwendung für Fackelbau, notwendigen Anschaffungen etc.“ heißt es in den Unterlagen. Für das Jägercorps kamen 120 DM, für die Grenadiere 50 DM direkt zur Auszahlung, der Restbetrag wurde zentral vom Schatzmeister verwaltet.\n\n Die Veranstaltung war in den weiteren Jahren erfolgreich, bereits im folgenden Jahr erhöhte sich die Zahl der Preise zur Verlosung auf 270, im Jahre 1955 waren es bereits 300 Preise. Jedoch ab 1956 zeichneten sich einige Veränderungen ab, die diese Veranstaltung entscheidend beeinflussen sollten. So wurde statt der (preiswerten) Kapelle Jansen 1956 aufgrund gestiegener Ansprüche die bekanntere (und teurere) Kapelle "Warwass" aus Düsseldorf verpflichtet. Während in der Einladung im Jahr zuvor noch der Eintritt frei war und lediglich an die Schützen appelliert worden war, einen freiwilligen Beitrag zu leisten, wurde dieser Kostenbeitrag ab 1957 bereits Pflicht. Mangels Unterlagen ist davon auszugehen, dass der anfänglich erwirtschaftete Überschuss aus dem Winterfest sich in den wenigen Jahren so sehr verringert hatte, dass sich eine weitere Durchführung nicht mehr lohnte. Im Jahre 1957 wurde keine Verlosung mehr durchgeführt, und ab 1958 wurde diese anfänglich so erfolgreich gestartete Veranstaltung gänzlich eingestellt.

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